«Die Hälfte, die ich gebe, wird die Hälfte verändern, die ich behalte»
Bernhard, Berger und die Telekom: Bemerkungen über Kunstpreise in einer kapitalistischen Welt
von Ana Kutleša und Vesna Vuković
Auf einem Gebiet, auf dem Konkurrenz auf allen Ebenen herrscht, dient ein Preis als symbolische Bestätigung des Werts und als ultimativer Beleg dessen, was man im hochgradig konkurrenzförmigen System bereits geleistet hat. Wir wissen, dass der Wettkampf sehr früh beginnt: von privatem Kunstunterricht und rigorosen Aufnahmeprüfungen für Kunstschulen, durch die die wenigen Zugelassenen schon unter die Auserwählten eingereiht werden, über den Kampf um die spärlichen Produktionsressourcen – früher in Form von Aufträgen, heute in Form von Projekten, aber auch von Ausstellungsräumen – bis hin zur Selbstbehauptung im Feld, deren endgültige Bestätigung gerade in der Form der Preisverleihung stattfindet. Aber wie hoch ihr symbolischer Wert auch sein mag und wie sehr sie auch als natürliche «Krone» einer künstlerischen Karriere anerkannt werden, so sind Preise doch nur einer der Mechanismen der heftigen Selektion und nur eine der vielen Stufen auf dem Weg zum erträumten Pantheon der künstlerischen Größen. Die Entgegennahme des Preises ist daher immer auch zugleich eine Gelegenheit, etwas aus erster Hand darüber zu sagen, wie der «Weg» zum Gewinn und der künstlerische Alltag aussehen. Wenn schon Künstler*innen als diejenigen gelten, die unsere Wirklichkeit schärfer sehen, die sich ihr nonkonformistisch nähern und sie hinterfragen sowie kühn über Alternativen nachdenken, dann ist es völlig logisch, sich auch zu fragen, wie die Künstler*innen die Preisverleihungen sehen, und besonders, wie sie das sehen, was hinter oder vor ihnen steht.
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