Es ist mein Los, allein zu sein

«Meine Arbeit wird von sehr wenigen verstanden und von [noch] wenigeren geliebt. Erst war ich traurig deshalb, meinte ich doch, verständlich zu sprechen. Es ist ist nicht so. […] Ist das nun meine Schuld? Ich glaube, ich setze zuviel an Denken und Fühlen voraus. Ich weiß wohl, daß ich eine ganze Reihe von Bildern gemalt und radiert habe, die ebenfalls zum Besten unserer Zeit gehören. Mich selbst macht das Urteil der Allgemeinheit nicht traurig, aber es bringt mich zum Nachdenken. Das heißt nun nicht, daß man mich nicht schätzte als Künstler, das wohl. Aber es ist eine Art Achtungserfolg. Ich habe es auch heute nicht leicht. Die Probleme der Kunsterziehung, der bildenden Kunst überhaupt, wenden sich zur positiven Lebensbejahung. Siehst Du die Trümmer hier, die verstörten Menschen, wird Dir das verständlich sein. Die Menschen […] brauchen eine Auflockerung und Bestätigung. Leider kann ich es ihnen im Moment noch nicht geben, aus verständlichen Gründen, denn mein Leben war Kampf gegen jene Barbarei des Faschismus. In jener Zeit malten die meisten Blumensträuße und gepflegte Landschaften. Man nimmt ihnen ihre Haltung von früher nicht übel, und heute schätzt man sie mehr als mich. Es ist mein Los, allein zu sein.»

Hans Grundig am 7. Oktober 1946 aus Dresden an Lea Grundig in Palästina

 

Biographie

  • 19. Februar 1901
 Hans Grundig wird in Dresden geboren.
  • 1920–1922 
Nach Lehre und Arbeit als Dekorationsmaler studiert er an der Kunstgewerbeschule in Dresden.
  • 1922–1927
 Studium an der Kunstakademie in Dresden.
  • 1926
 Grundig wird Mitglied der Kommunistischen Partei Deutschlands.
  • 1928 Heirat mit der Malerin Lea Langer.
  • 1929
 Gemeinsam mit seiner Frau ist Grundig Gründungsmitglied der «Dresdner Assoziation Revolutionärer Künstler Deutschlands».
  • 1932
 Er beteiligt sich an der Moskauer Ausstellung Revolutionäre Kunst in den Ländern des Kapitalismus.
  • 1933 Diffamierungsausstellung der Nazis «Spiegelbilder des Verfalls in der Kunst» im Lichthof des Dresdner Rathauses
  • 1934
 Die Nationalsozialisten erteilen Grundig Berufsverbot.
  • 1934–1939
 Arbeit an der Radierfolge Tiere und Menschen.
  • 1935–1938
 Mit dem Triptychon Das Tausendjährige Reich schafft Grundig – wie auch schon in der Radierfolge Tiere und Menschen – eine realistisch-expressive Darstellung mit zeitkritischem Inhalt.
  • Mehrfache Verhaftungen (1936, 1938, 1940).
  • 1940–1944
 Internierung im Konzentrationslager Sachsenhausen.
  • Während eines Einsatzes in einem Strafbataillon der Wehrmacht läuft er zur Roten Armee über.
  • 1946 
Nach dem Zweiten Weltkrieg kehrt Grundig nach Dresden zurück.
  • 1949 Opfer des Faschismus (I)
  • 1946–1948 
Professor und Rektor der Dresdner Hochschule für Bildende Künste.
  • 1948
 Aufgabe seiner Ämter aus Krankheitsgründen.
  • 1949 Opfer des Faschismus (II)
  • 1955/56 
Entstehung seines autobiographischen Romans Zwischen Karneval und Aschermittwoch.
  • 1958
 Verleihung des Heinrich-Mann-Preises der Akademie der Künste.
  • 11. September 1958 Hans Grundig stirbt in Dresden.