Kunstschaffende im Rampenlicht

Hans und Lea Grundig-Preis in Berlin verliehen / Ausstellung „Kunst als Widerspruch“ bis März 2023

Am Donnerstagabend (10. November 2022) ist in Berlin feierlich der Hans und Lea Grundig-Preis an Kunstschaffende aus dem In- und Ausland verliehen worden – erstmals im neuen Gebäude der Rosa-Luxemburg-Stiftung (RLS) in der Straße der Pariser Kommune. Zugleich fand die Eröffnung der Foyerausstellung „Kunst als Widerspruch“ statt.

RLS-Vorstandsvorsitzende Dagmar Enkelmann wies in ihrer Begrüßungsrede vor rund 50 Besucher*innen in der Bibliothek auf die bildungspolitischen Bezüge der preisgekrönten Werke wie Antirassismus und -kolonialismus, linke und jüdische Geschichte sowie feministische Kämpfe der Gegenwart hin. Geschäftsführerin Daniela Trochowski ordnete die Veranstaltung in den Kontext der Kulturarbeit der Stiftung ein und bekräftigte das Ziel, den Hans und Lea Grundig-Preis im Jahr 2024 erneut zu vergeben. Die Ko-Vorsitzende der Jury, Rosa von der Schulenburg, beleuchtete in ihrem Grußwort die Arbeit des Auswahlgremiums seit 2014 und die Veranstaltungs- und Publikationstätigkeit, die den Preis begleitet.

Enkelmann, Trochowski und Schulenburg überreichten gemeinsam mit dem Ko-Vorsitzenden der Jury, Eckhart Gillen, die Preisurkunden sowie Blumen und ein Präsent an die Künstler:innen Rajkamal Kahlon (Berlin), Rudolf Herz (München) und Natacha Nisic (Paris) sowie an die Kunsthistorikerin Dorothea Schöne (Berlin). Die Laudationes wurden aus den Reihen der Jury gehalten von Schulenburg sowie der Künstlerin Luise Schröder und Stiftungsreferent Henning Heine, teils in Vertretung nicht anwesender Mitglieder des Gremiums.

Kahlon war die Auszeichnung in der Kategorie Bildende Kunst für ihr Werk «Die Völker der Erde» zuerkannt worden, Herz in derselben Kategorie für sein dreiteiliges erinnerungspolitisches Projekt «Lenin Komplex».  Schöne wurde in der Kategorie Kunstgeschichte für ihr biografisches Ausstellungsprojekt über den Bildhauer Joseph M. Abbo geehrt, Nisic konnte in der Kategorie Kunstvermittlung mit dem Online-Projekt «The Crown Letter» überzeugen.  In zwei jeweils halbstündigen Gesprächsrunden, moderiert von Gillen und der früheren Leiterin des RLS-Büros Israel, Angelika Timm, berichteten die Preisgewinner*innen über ihre Arbeiten und künftige Projekte. 

Zur Eröffnung der Ausstellung im Foyer gab Kurator Oliver Sukrow einen Einblick in Leben und Werk des namensgebenden antifaschistischen Künstlerpaars und wies auf erstmals ausgestellte Reproduktionen aus der Grafiksammlung von Lea Grundig (1906–1977) aus dem Bestand der Universität Greifswald hin. Auf insgesamt 42 Schautafeln und anhand mehrerer Videoprojektionen werden bis zum 17. März 2023 zudem die 15 internationalen Preisträger:innen seit dem Jahr 2012 und ihr Schaffen sowie Hintergründe zur Preisgeschichte und Juryarbeit präsentiert.

Eine Videodokumentation zur Veranstaltung ist online auf der Webseite der Rosa-Luxemburg-Stiftung erschienen. Wissenswertes zum Hans und Lea Grundig-Preis findet sich zudem in der Broschüre „Kunst als Widerspruch“. Henning Heine

Bei der Vernissage: Besucher*innen der Ausstellung „Kunst als Widerspruch“ im Foyer der Rosa-Luxemburg-Stiftung, Foto: Andreas Domma

Bei der Vernissage: Besucher*innen der Ausstellung „Kunst als Widerspruch“ im Foyer der Rosa-Luxemburg-Stiftung, Foto: Andreas Domma

Preisträgerin Rajkamal Kahlon im Gespräch mit Ausstellungskurator Oliver Sukrow, Foto: Andreas Domma

Bei der Vernissage: Besucher*innen der Ausstellung „Kunst als Widerspruch“ im Foyer der Rosa-Luxemburg-Stiftung, Foto: Andreas Domma

Bei der Vernissage: Besucher*innen der Ausstellung „Kunst als Widerspruch“ im Foyer der Rosa-Luxemburg-Stiftung, Foto: Andreas Domma

Blick in die Bibliothek der Rosa-Luxemburg-Stiftung im Neubau an der Straße der Pariser Kommune 8A statt, wo die Preisverleihung stattfand. Foto: Andreas Domma

Stiftungsreferent Henning Heine bei der Laudatio auf Natacha Nisic. Foto: Andreas Domma

Gute Stimmung im Publikum bei der Preisverleihung in der Bibliothek, Foto: Andreas Domma

Luise Schröder, Künstlerin und Jurymmitglied, spricht die Laudatio auf Rudolf Herz. Foto: Andreas Domma

Rosa von der Schulenburg, Ko-Vorsitzende der Jury, Foto: Andreas Domma

Die Vorstandsvorsitzende der Rosa-Luxemburg-Stiftung, Dagmar Enkelmann, begrüßt die Gäste. Foto: Andreas Domma

Preisträger Rudolf Herz im Gespräch mit dem Ko-Vorsitzenden der Jury, Eckhart Gillen, Foto: Andreas Domma

Daniela Trochowski, geschäftsführendes Vorstandsmitglied der Rosa-Luxemburg-Stiftung, Foto: Andreas Domma

Kurator Oliver Sukrow bei der Eröffnung der Ausstellung „Kunst als Widerspruch“, Foto: Andreas Domma

Preisträger*innen Dorothea Schöne (l.) und Natacha Nisic (r.) im Gespräch mit Jurymitglied Angelika Timm, Foto: Andreas Domma

Bei der Vernissage: Besucher*innen der Ausstellung „Kunst als Widerspruch“ im Foyer der Rosa-Luxemburg-Stiftung, Foto: Andreas Domma

DJ Puneh sorgte für die musikalische Begleitung des Abends. Foto: Andreas Domma

Die Künstlerin Rajkamal Kahlon (M.) erhält Blumen und Preisurkunde von der Vorstandsvorsitzenden der Rosa-Luxemburg-Stiftung, Dagmar Enkelmann (l.), und der Jury-Kovorsitzenden Rosa von der Schulenburg. Foto: Andreas Domma

Der Künstler Rudolf Herz bei der Preisverleihung mit Dagmar Enkelmann (RLS-Vorstandsvorsitzende) und Rosa von der Schulenburg (Jury-Kovorsitzende). Foto: Andreas Domma

Die Künstlerin Natacha Nisic und die Kunsthistorikerin Dorothea Schöne (M.) werden vom geschäftsführenden Vorstandsmitglied der Rosa-Luxemburg-Stiftung, Daniela Trochowski, und vom Jury-Kovorsitzenden, Eckhart Gillen, geehrt. Foto: Andreas Domma

Wettbewerbssieger erhalten Preise

Ehrung und Ausstellungseröffnung im Neubau der Rosa-Luxemburg-Stiftung in Berlin

Es ist soweit: Am 10. November 2022 werden die aktuellen Gewinner des Hans und Lea Grundig-Preises endlich ihre Auszeichnungen entgegen nehmen können. Dann steigt im Neubau der Rosa-Luxemburg-Stiftung am Berliner Ostbahnhof die Preiszeremonie. Ursprünglich war die Veranstaltung schon für Mitte Dezember 2021 geplant, musste aber pandemiebedingt in das neue Jahr verschoben werden.

Preisträgerinnen des Jahres 2021 sind die Künstlerinnen Rajkamal Kahlon (Berlin), Rudolf Herz (München) und Natacha Nisic (Paris) sowie die Kunsthistorikerin Dorothea Schöne (Berlin). Ausführliche Informationen zu ihnen und den prämierten Arbeiten finden sich hier.

Mit der Zeremonie wird auch die Ausstellung „Kunst als Widerspruch“ über die jüngere Geschichte des Hans und Lea Grundig-Preises eröffnet. In ihrem Mittelpunkt stehen die Preisträger*innen der vergangenen zehn Jahre und ihre Arbeiten sowie Leben und Werk des namengebenden antifaschistischen Künstlerpaars. Lea Grundig hatte den Preis im Jahr 1972 der Universität Greifswald gestiftet, wo er aus politischen Gründen seit Mitte der 1990er-Jahre nicht mehr vergeben wurde. Die Ausstellung im Stiftungsfoyer läuft bis zum 17. März 2023.

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Künstlerinnen gegen den Krieg

„Crown Letter“ sammelt schöpferische Positionen für Ende des Überfalls auf die Ukraine

Das internationale Online-Kunstprojekt „The Crown Letter“ bezieht Stellung gegen den völkerrechtswidrigen Krieg Russlands gegen die Ukraine. Unter dem Motto „Stop invasion of Ukraine“ (Stoppt die Invasion der Ukraine) veröffentlichte die Webseite in dieser Woche die Beiträge von knapp 20 Künstlerinnen aus verschiedenen Ländern, darunter auch aus Russland und der Ukraine.

Weitere Künstlerinnen seien eingeladen, sich gegen den Krieg zu positionieren, hieß es: „Dieses künstlerische Fenster wird geöffnet bleiben, um Stimmen zu empfangen, die den Frieden fordern.“

„The Crown Letter“ wurde im April 2020 während des ersten Corona-Lockdowns von der Künstlerin Natacha Nisic (Paris) ins Leben gerufen. Die Seite präsentiert und vernetzt mehr als 50 Künstlerinnen aus aller Welt. Im vergangenen Jahr erhielt Nisic dafür den Hans-und-Lea-Grundig-Preis in der Kategorie Kunstvermittlung. Gruppenausstellungen fanden bislang in Frankreich, Argentinien und Uruguay statt.

Ein vergessenes Talent aus Safed

Leben und Werk des Bildhauers Jussuf Abbo: Online-Vortrag von Grundig-Preisträgerin Dorothea Schöne

Den facettenreichen und zu Unrecht vergessenen Künstler Jussuf Abbo (1888–1953) präsentierte die Leiterin des Kunsthauses Dahlem, Dorothea Schöne, am 2. März 2022 in einem Online-Vortrag. Unter dem Titel „Jussuf Prince of Thebes – Re-constructing the life and work of a forgotten talent from Safed“ ist sie bei der Fritz Asher Society in New York City (USA) zu Gast. Die Gewinnerin des Hans-und-Lea-Grundig-Preises 2021 in der Kategorie Kunstgeschichte wird dabei auch auf die traumatische Fluchterfahrung des Bildhauers aus Nazi-Deutschland und sein Exil in England eingehen.

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Kunst als Widerspruch

Publikation zur Neuprofilierung des Hans-und-Lea-Grundig-Preises unter der Schirmherrschaft der Rosa-Luxemburg-Stiftung erschienen

Zum fünften Mal ist im vergangenen Jahr der Hans-und-Lea-Grundig-Preis unter der Schirmherrschaft der Rosa-Luxemburg-Stiftung vergeben worden. [LINK]

Die aktuellen Preisträgerinnen Rajkamal Kahlon, Dorothea Schöne (beide Berlin), Natacha Nisic (Paris) und Rudolf Herz (München) und ihre ausgezeichneten Werke werden in der jüngst erschienenen Publikation „Kunst als Widerspruch“ vorgestellt. Die 56-seitige Broschüre widmet sich darüber hinaus dem Anliegen und der Neuprofilierung des Preises seit dem Jahr 2011 und geht auf die Bedeutung von Kunst und Kultur für die politischen Bildungsarbeit ein. Die Namensgeberinnen Lea Grundig (1906–1977) und Hans Grundig (1901–1958) werden ebenso vorgestellt wie die internationale Jury sowie die Preisträger*innen der Vorjahre.

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«Die Hälfte, die ich gebe, wird die Hälfte verändern, die ich behalte»

Bernhard, Berger und die Telekom: Bemerkungen über Kunstpreise in einer kapitalistischen Welt

von Ana Kutleša und Vesna Vuković

Auf einem Gebiet, auf dem Konkurrenz auf allen Ebenen herrscht, dient ein Preis als symbolische Bestätigung des Werts und als ultimativer Beleg dessen, was man im hochgradig konkurrenzförmigen System bereits geleistet hat. Wir wissen, dass der Wettkampf sehr früh beginnt: von privatem Kunstunterricht und rigorosen Aufnahmeprüfungen für Kunstschulen, durch die die wenigen Zugelassenen schon unter die Auserwählten eingereiht werden, über den Kampf um die spärlichen Produktionsressourcen – früher in Form von Aufträgen, heute in Form von Projekten, aber auch von Ausstellungsräumen – bis hin zur Selbstbehauptung im Feld, deren endgültige Bestätigung gerade in der Form der Preisverleihung stattfindet. Aber wie hoch ihr symbolischer Wert auch sein mag und wie sehr sie auch als natürliche «Krone» einer künstlerischen Karriere anerkannt werden, so sind Preise doch nur einer der Mechanismen der heftigen Selektion und nur eine der vielen Stufen auf dem Weg zum erträumten Pantheon der künstlerischen Größen. Die Entgegennahme des Preises ist daher immer auch zugleich eine Gelegenheit, etwas aus erster Hand darüber zu sagen, wie der «Weg» zum Gewinn und der künstlerische Alltag aussehen. Wenn schon Künstler*innen als diejenigen gelten, die unsere Wirklichkeit schärfer sehen, die sich ihr nonkonformistisch nähern und sie hinterfragen sowie kühn über Alternativen nachdenken, dann ist es völlig logisch, sich auch zu fragen, wie die Künstler*innen die Preisverleihungen sehen, und besonders, wie sie das sehen, was hinter oder vor ihnen steht.

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